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Mangelnde Handhygiene Es gibt heute mehr Waschverweigerer als vor der Pandemie

Heute ist Welttag des Händewaschens – was nicht bedeutet, dass Sie dies nur heute tun sollten. Einer Studie zufolge haben die Deutschen ein erhebliches Hygienedefizit. Stärker noch als vor Corona.
Händewaschen mit Wasser und Seife

Händewaschen mit Wasser und Seife

Foto: Patrick Pleul/ dpa

Zehn Prozent der Deutschen waschen nach dem Toilettengang nicht ihre Hände. Vor der Coronapandemie waren es nur sieben Prozent. Das zeigt eine Studie der SRH Hochschule in Heidelberg  unter Leitung zweier Professoren für Angewandte Psychologie, Frank Musolesi und Andrés Steffanowski.

Für die Untersuchung beobachteten Psychologiestudierende rund 1000 Menschen in Waschräumen von Raststätten, Mensen und Bahnhöfen. Musolesi hatte 2018 bereits eine ähnliche Untersuchung durchgeführt.

»Die Ergebnisse unserer Studie zeigen, dass die Notwendigkeit einer gründlichen Handhygiene dringender ist, denn je. Obwohl wir wieder steigende Corona-Fallzahlen verzeichnen und umfassende Aufklärungsmaßnahmen durchgeführt wurden, waschen immer noch zehn Prozent der Menschen ihre Hände nach dem Toilettengang nicht. Dies unterstreicht die Dringlichkeit, das Bewusstsein für die Bedeutung der Handhygiene weiter zu stärken und bessere Gewohnheiten zu etablieren«, so Musolesi.

Unterschiede zwischen Männern und Frauen

Die Studie zeige auch große Unterschiede zwischen den Geschlechtern. Während 15 Prozent der Frauen ihre Hände wie empfohlen mindestens 20 Sekunden und mit Seife wuschen, lag der Anteil bei den Männern gerade mal bei sechs Prozent. Die Hygienedifferenzen zwischen Männern und Frauen vergrößerten sich demnach noch seit 2018.

»Bei Frauen scheinen die Aufklärungsmaßnahmen der Pandemie langfristig bessere Wirkung gezeigt zu haben, Männer gehen wohl etwas sorgloser mit dem Thema Händewaschen um«, sagt Studienleiter Musolesi.

Über die Gründe der gestiegenen Zahl der Waschverweigerer können die Wissenschaftler nur spekulieren: Möglich sei, dass manche Menschen beim Thema Corona einen inneren Widerstand gegen empfohlene Maßnahmen entwickelt hätten. Oder aber die Maßnahmen seien nicht wirksam genug gewesen.

Offenbar müsse man Menschen viel penetranter auf richtige Hygiene hinweisen. Das habe seit dem Ende der Pandemie nachgelassen.

Toiletten-Beschallung empfohlen

Musolesi schlägt vor, an öffentlichen Toiletten Tonbänder abzuspielen, die ans richtige Händewaschen erinnern – etwa mit Anweisungen wie »Sing zweimal ›Happy Birthday‹ und benutze Seife!«. Die Länge von zwei »Happy Birthday« entspricht etwa 20 Sekunden – der Zeit, die das Händewaschen dauern sollte.

Richtige Handhygiene schützt vor Infektionskrankheiten, die meist über die Hände übertragen werden. Im Durchschnitt fasst sich der Mensch alle vier Minuten ins Gesicht. Erreger können sich über die Schleimhäute verbreiten.

Gründliches Händewaschen hilft, die meisten Bakterien zu beseitigen. Desinfektionsmittel seien eine gute Ergänzung, sollten aber nicht zu häufig benutzt werden, um keine Hautirritationen zu erzeugen, empfiehlt Musolesi. Für das Abtrocknen sei wichtig, saubere oder Einmalhandtücher zu benutzen.

gro

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