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Tach auch! Müssen wir Räume neu denken? “Ja”, blökt Kolumnist Hannes Hilbrecht. Wie Büroflächen ein weiteres Leben bekommen können, offenbart sein Brainstorming in inperspective snacks #34.
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4 innovative Ideen für die Ganztagsnutzung von Büros
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von Hannes Hilbrecht
Wer kennt es nicht, das deutsche Silicon Valley der Energiewirtschaft. Wuppertal. Ein lokaler Stromerzeuger testete in der biederen Großstadt das sogenannte “Energiewetter”. Hinter dem ulkigen Begriff verbirgt sich ein Konzept, das smarte Nutzungsalternativen für erneuerbare Energien eruiert. Das Problem von Solar- und Windkraft ist bekannt: Manchmal weht kein Wind, oft verschleiern Wolkenteppiche die Sonne. Doch binnen Minuten kann sich diese Gemengelage ändern. Das Wetter ist launisch wie Klaus Kinski. Ruckartig vertreibt aufbrausender Wind die trägen Wolkenbüschel. Solarpanels und Windräder speisen dann zu viel Ökostrom ins Netz. Diesen können die Produzenten nur unzureichend speichern. Das Wuppertaler Energiewetter soll dieses Problem lindern. Kern des Probelaufs: Wird genügend Ökostrom produziert, informiert ein “Pieper” die teilnehmenden Haushalte. Wer jetzt die Waschmaschine oder den Geschirrspüler anstellt, nutzt den aktuellen Überschuss der Ökoenergie. Nach diesem Prinzip würden schon 550 Haushalte etwa 22 Tonnen CO 2 pro Jahr vermeiden.
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Die Menschheitsaufgabe des 21. Jahrhunderts Der sorgsame Umgang mit dem Vorhandenen ist die Menschheitsaufgabe des aktuellen Jahrhunderts. Und diese betrifft genauso Büros und besonders deren räumlichen Ressourcen. Anders als Wind und Sonne stehen Flächen permanent bereit – und zu oft leer. In Deutschland gibt es mehr als 320.000 Büroimmobilien. In den gedrungenen Städten verbrauchen diese reichlich Platz, werden aber allenfalls für 10 bis 12 Stunden am Tag beansprucht. Eine Vergeudung von Lebensraum. Vier Alternativen.
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1. Die Bibliothek Student:innen machen Krach. In Clubs oder auf Flohmärkten. Am schlimmsten in den Mensen. Wenn hunderte grobmotorische Akademiker:innen-Hände mit Löffeln über Teller schaben, wirkt das Dröhnen einer Gasturbine wie eine Einschlafmelodie. In Uni-Bibliotheken ist es ganz still. Allein die Präsenz von Büchern scheint jegliche Störgeräusche zu dämpfen. Nicht ohne Grund setzen erste Unternehmen Bibliotheken-ähnliche Bereiche als Co-Working-Flächen ein. Inseln der Stillarbeit für temperamentvolle Office-Tage. In Büros mit separaten Etagen könnten öffentliche Co-Working-Areas eine Alternative für die nachhaltige Raumnutzung darstellen. Beispielsweise indem Studierende oder Freelancer:innen diese Arbeitszonen zeitweise okkupieren. In Prüfungsphasen wären diese Räume 24/7 belegt. Besonders eine dänische Idee erscheint bizarr charmant. In einer Kopenhagener “Human Library” dürfen die Besucher:innen andere Menschen für ein Gespräch ausleihen. Wieso nicht die CEO oder den IT-Heini des gastgebenden Unternehmens? Der Vorteil für die Firmen: Sie würden den studierenden Nachwuchs frühzeitig mit ihrer Organisation verzahnen.
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2. Die Bar Bequeme Fauteuils und Sofaecken schmücken den Raum. Tief hängende Lampen verbreiten ihr warmes und diffuses Licht. Eine selige Siebträgermaschine gluckst vor sich hin. Der Open Space von modernen Büros ist kaum von einem Eppendorfer Szenecafé unterscheidbar. Die Hamburger Agentur Achtung! spricht offiziell von der eigenen Büro-Schänke. Doch warum teures Interieur anschaffen, liebevoll Bars befüllen – und diese nur in Teilzeit nutzen? Wie man eine Gewerbeimmobilie smart und vielseitig bewirtschaftet, beweist das Hamburger Kamm In. Abends durchlaufen die Räume des Friseursalons die Metamorphose zur punkigen Kneipe. Etwa 20 Stunden am Tag verdienen die Betreiber:innen mit ihrem Laden bares Geld.
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Unternehmen profitieren mehrfach von offenen Office-Bars:
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Durch das zusätzliche Gewerbe lässt sich eine inspirierende Innenarchitektur besser finanzieren.
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Sie bieten jüngeren Mitarbeitenden einen speziellen Benefit.
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Sie kreieren Begegnungsorte für Talente und Kund:innen. Den Whisky Sour, der einen neuen Deal oder Arbeitsvertrag krönt, trinken die Beteiligten fortan in der eigenen Bar. Logisch, oder?
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3. Das Gewächshaus Sonnenlicht quillt durch die Glasfassaden in die Flure. Es ist flauschig warm. Ständig stromern "Servicekräfte" mit Wasserkaraffen durch die Gänge. Für Pflanzen ist das Büro ein interessantes Habitat. Die Workspaces werden aufgrund des Biophilic-Booms tatsächlich immer grüner. Beliebt sind Wände aus Moos oder mit Pflanzkübeln ausstaffierte Fronten. Indoor Farming ist die Weiterentwicklung dieses Trends. In manchen Supermärkten stehen Inkubatoren, in denen Salate und Kräuter gedeihen. Architekt:innen sollten die Geräte für Büros adaptieren. Pflanzen, egal wie schmächtig, speichern CO 2. Sie kommunizieren trotz ihres Stilllebens laute Lebendigkeit. Vielleicht begeistert Rauke aus der Büroküche sogar Fast-Food-Felix. Vorteile satt. Unternehmen, die es richtig machen, belegen mittlerweile Dächer und Fassaden mit urbanen Farming-Projekten. Das ist Imagepflege. Vor allem eine Geste an Mutter Erde.
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4. Das Kapselhotel Schlafen im Büro. Nicht erwünscht, passiert aber. Weil die Mitarbeitenden einer Werbeagentur demnächst pitchen. Oder Bofrost außer der Reihe und nicht für Tiefkühlkost zu Hause vorbeigeschaut hat. Für manche Gestrandete ist der eigene Schreibtisch das letzte Refugium. Aus dieser Not sollte eine Lösung erwachsen. Vorbild ist Japan mit seinen Kapselhotels. Im Land der Vielpendler:innen ein wichtiges Kulturgut. Für ein paar Yen tauchen die Menschen in urbanen Sardinenbüchsen unter, bevorzugt in Bahnhofsnähe. Diese Kapseln könnten auch im Office bedeutsam sein. Als zusätzliche Benefits für Kolleg:innen mit sprunghaftem Lebensstil oder als Rastplatz für Power-Naps. Sie wären außerdem die Antwort auf eine spannende Entwicklung des Arbeitsmarktes. Durch die Remote-Arbeit recruiten Firmen überregional, sogar aus Rostock locken sie Talente nach Zürich. Und diese sollten – empfehlen Expert:innen – regelmäßig im Büro vorbeischauen.
Warum nicht gleich eine unternehmensbindende Unterbringung anbieten?
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Supermärkte integrieren bereits kleine Gewächshäuser in ihren Hallen. Das sogenannte Indoor-Farming soll Frische symbolisieren und das Image polieren. Was, wenn Büros auch Treibhäuser wären? Ein Szenario.
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Ist es fahrlässig, dass in Städten überall Wohnraum fehlt und die meisten Büros trotzdem halbtags leerstehen? Multitasking-Büros könnten die Obdachnot lindern. Eine verwegene Vision.
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