Am Berliner Gendarmenmarkt hatte ich neulich einen Flashback.
Für eine Award-Show weilte ich ein paar Tage in der Hauptstadt in einem Hotel direkt gegenüber einem Büro, das ich für eine der ersten Ausgaben des inperspective Magazins besuchte. Das Titanic – an diesem Wochenende ein positives Omen.
Damals interviewte ich den CEO einer international erfolgreichen PR-Agentur. Das Besondere an diesem Chef-Office: Es war nicht nur weitläufig, sondern beheimatete auch ein Percussion-Schlagzeug. Ein Instrument, mit dem man sich Musik via Kopfhörer auf die Ohren knallt, aber eben keinen Krach veranstaltet.
Damals beeindruckte mich das Bossbüro. Rückblickend sehe ich es anders. Warum?
Ein kleiner Exkurs.
Normalerweise nutzen Menschen den Begriff »Framing«, wenn beispielsweise Medien einen identischen Sachverhalt zwar wahrheitsgetreu beschreiben, aber doch in den entscheidenden Nuancen unterschiedlich darstellen. Das berühmteste Beispiel ist: Das Glas ist halb voll – oder aber halb leer. Zeitungen können beispielsweise von Flüchtlingen oder Fliehenden sprechen, die an den Grenzen stranden. Oder aber von Klimaklebern oder Umweltaktivist:innen, die den Feierabendverkehr mit ihrem Protest lahmlegen.
Framing ist kommunikativ ein sehr mächtiges Werkzeug. Und es passt auch – ganz ohne Worte – zum Ökosystem Büro. Weil räumliche Details genauso die Kommunikation framen und dabei weit mehr als Außenwahrnehmung einer Führungskraft beeinflussen. Denn allein mit dem Design des eigenen Arbeitsplatzes kommunizieren Bosse ziemlich viel.
Das Büro damals am Gendarmenmarkt wirkte im Vergleich zu den anderen Arbeitsplätzen beispielsweise dekadent. Es illustrierte das Machtgefälle zwischen ganz oben und der nächsten Ebene. Darf man natürlich gut finden. Leute, die Hierarchien schätzen, sind nicht automatisch schlechte Menschen, auch wenn die Denke häufig als ewiggestrig geframt wird. Ja, wer erfolgreich ist, darf sich einen Bentley ins Büro karren lassen.
Worum es mir aber bei diesem Büro-Beispiel geht? Hätte sich das Percussion-Schlagzeug in einem frei zugänglichen Büro befunden, einem Ort, an dem alle Druck ablassen können, hätte das sofort eine andere Stimmung verbreitet.
Ein Privileg für alle – der Boss als Spender und Vorbild.
Besonders in Wissensberufen ist dieses Framing wichtig. Der Nachwuchs, die Gen Z, steht auf Respekt und flache Hierarchien. Mehr noch auf Teilhabe und Nähe. Wie nötig Chefinnen und Chefs diese Art der Kommunikation haben, zeigte sich in einem Beitrag des Fachmagazins ComputerWeekly.
Dieses veröffentlichte die überraschenden Ergebnisse einer binationalen Studie aus den USA und Großbritannien. Wichtigste Erkenntnis: Mitarbeitende würden sich lieber von künstlichen Intelligenzen als von leibhaftigen Personen führen lassen.
Das Motiv für diese Aussagen? Den Befragten fehlt zwischenmenschliche Wertschätzung. Eine Maschine, so die Hoffnung, könnte diese besser vermitteln. Rumms!