Es gab wieder einen wollüstigen Eklat auf einem Spielfeld. Dieses Mal kein Nippelgate in der Halbzeit-Show des Superbowl. Es war ein Kuss. Ein unerwünschter Kuss. Ein Kuss, der von den einen bagatellisiert wird, die Kirche solle doch im Dorf bleiben. Die andere (weitaus größere) Seite erkennt eine grobe Machtdemonstration. Eine sexuelle Belästigung.
Worum es überhaupt geht? Luis Rubiales, der
mittlerweile endlich Ex-Präsident des spanischen Fußballverbands, packt nach dem WM-Sieg der spanischen Frauen-Nationalmannschaft den Kopf der Spielerin Jennifer Hermoso in beide Hände und küsst sie. Nicht auf die Wange, nicht auf die Stirn. Sondern direkt und ungefragt auf den Mund. Angeblich überwältigt von der Freude über den Sieg. Wer diese Geschichte verfolgt, weiß, dass sie mittlerweile die selben Kreise wie eine turbulente Telenovela zieht.
Sogar eine katholische Mutter ging in den Hungerstreik.
Was das mit Arbeit zu tun hat?
Wechseln wir das Spielfeld und stellen uns die Situation im Büro vor. Der Chef küsst eine Mitarbeiterin überraschend auf den Mund. Oder umgekehrt. Was würde in deinem Unternehmen passieren? Entsetzen? Eine Kündigung? Getuschel? Aufklärung? Oder: nichts?
Laut einer Studie der Antidiskriminierungsstelle des Bundes wurden 9% (13% Frauen und 5% Männer) der Angestellten in den vergangenen drei Jahren sexuell belästigt. Das ist jede:r elfte Angestellte! Als ob diese Zahl nicht schon schwer genug wiegt, ergänzt die Organisationspsychologin Prof. Dr. Laura Venz im inperspective-Interview: »Solche Vorfälle betreffen nicht nur die Opfer, sondern auch diejenigen, die diese Grenzüberschreitungen mitbekommen. Und dieser Kreis kann groß sein.«
Was passiert, wenn sich Beschäftigte an ihrem Arbeitsplatz unsicher und fremd fühlen? Auch darauf hat die Expertin der Universität eine deutliche Antwort. Sie sagt: »Die Folgen für Unternehmen sind vielfältig. Neben Unzufriedenheit und sinkender Leistung bei Betroffenen zeigen sich negative Effekte auf die psychische und körperliche Gesundheit. Für Unternehmen bedeutet das wirtschaftliche Einbußen. Mehr Fehltage. Sinkende Produktivität. Eine hohe Fluktuation.«
Zeit, einen Ausweg aus dieser Macht-Misere zu finden. Wie erschafft man also ein Arbeitsumfeld, indem man sich nicht nur wohlfühlt, sondern auch sicher ist? Gibt es ein geeignetes Raumkonzept?
Die Lösung findet ihr im Interview mit Prof. Venz.
