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Bless You!

Der Krankenstand in Deutschland befindet sich auf einem Allzeithoch. Besonders stressbedingte mentale Erkrankungen nehmen rasant zu. Droht ein Land im Burn-out?

Dabei sollte die New-Work-Bewegung eigentlich für das Gegenteil sorgen. Für mehr Wohlbefinden, Gesundheit, Sinn. Ist New Work womöglich nicht die Lösung, sondern die Ursache für die Stress-Epidemie am Arbeitsplatz? Genau das argumentiert ein renommierter Forscher.
 
inperspective snacks #83 ordnet diese These ein. 
inperspective snacks - Der Lead - Macht New Work krank?
Macht New Work krank?
von Hannes Hilbrecht
Der Herbst riecht nach Tiger Balm.

Wer es nicht weiß: Das ist eine Salbe, die zumeist aus Menthol, Campher und Cajeputöl besteht. Über der Oberlippe aufgetragen, soll sie die Verstopfung in der Nase lösen.

Und ja, das scheint tatsächlich zunächst zu klappen. Kurz nach dem Auftragen strömt vermeintlich frische Luft durch die Nasenflügel.

Leider ist das zumeist nur eine Illusion, ein Trick. Dadurch, dass die starken Duftmoleküle die Rezeptoren im Gehirn trotz der Verstopfung erreichen, glaubt das Hirn sogleich, die Nase sei wieder frei. Aber das ist sie oft gar nicht. Der Geruchsforscher Prof. Johannes Frasnelli liefert im PALMBERG-Expertengespräch die ausführliche Erklärung.

Diese kleine Nebengeschichte mag verwirren, doch passt sie exzellent zum Thema dieses Newsletters. Es geht darum, dass etwas, das angeblich hilft, das in Wahrheit gar nicht tut. In diesem Fall schlimmer: Kann das vermeintlich positive Mittel vielleicht ursächlich für dramatische Entwicklungen im Arbeitsleben sein? Es geht um New Work. Und darum, dass Menschen immer häufiger unter stressbedingten Krankheiten leiden. Burn-out, Depression, Fatigue – die Klaviatur des Stressteufels macht momentan ordentlich Musik.

Eine deutliche Parallele zu New Work sieht aktuell der Organisationspsychologe Hannes Zacher von der Universität Leipzig. Im Interview mit dem nicht minder geschätzten Harvard Business Review (HBR) sagt dieser: »Die ganze New-Work-Entwicklung geht einher mit zunehmenden psychischen Erkrankungen.«
 
Das klingt abstrus und unglaubwürdig. New Work, die mitarbeiterfreundliche Wende schlechthin, hat schließlich nur ein Ziel: Arbeit besser machen. Und gesünder.
 
Zacher unterfüttert seine polarisierende Aussage tatsächlich mit ein schweren Fakten. Antonia Götsch, die Chefredakteurin des HBR Deutschland zitiert ihn auf der Plattform LinkedIn mit folgenden Punkten:
 
 🚩 Aus psychologischer Sicht schade das Verschwimmen von Grenzen und das Abflachen von Hierarchien mehr als die Flexibilität nutzt. 

🚩 Hierarchien haben eine wichtige Funktion: Sie sorgen für Verantwortungsstrukturen und damit für Sicherheit.

🚩 Das Bedürfnis nach Kontrolle sei ein grundlegendes menschliches Bedürfnis. Deswegen seien Hierarchien, Routinen und Grenzen wichtig. Diese fehlen oft, wenn Unternehmen auf hybride Arbeit und New Work umstellen.
 
Wer polemisch an die Sache herangehen will, kann noch ein weiteres Argument hinzufügen: Denn wer es so sehen möchte, könnte in der Statistik die Proportionalität zweier Kurven erkennen.
  1. die Anzahl von Stresserkrankungen
  2. die Anzahl von New-Work-Expertinnen und Expertinnen
     
Zahl der Woche
     
48 Prozent
     
Anstieg von Stress bedingten Krankheitstagen im Zehn-Jahres-Zeitraum.
Quelle: DAK Studie
     
Macht das, was uns im Büro gesund machen soll, in Wahrheit krank?
So leicht ist die Schlussfolgerung leider nicht. Aktuelle Studien zeigen, dass besonders zwei Gruppen ein erhöhtes Risiko für stressbedingte Erkrankungen am Arbeitsplatz haben. Es handelt sich um Frauen und Mitglieder der Generation Z.

Wer im Leben zur Verstandsverwahllosung neigt, wird jetzt sagen, dass das ja eben keine Männer wären, sondern Weichpitties, Mimosen oder anderes. Die Wahrheit ist: Auch im Jahr 2023 spüren Frauen Ausgrenzung im Arbeitskontext. Die Chance, bei gleicher Leistung befördert zu werden, ist geringer als bei männlichen Kollegen. Und Ausgrenzung gilt als einer der stärksten Trigger für Stress.

Die Generation Z, die sicher nicht so durchgängig toll, klug und fantastisch menschlich ist wie gepriesen, stieg wiederum inmitten einer globalen Pandemie in den Berufsalltag ein. Auch das war und ist immer noch mit Stress verbunden. 

Dazu sind es ganz allgemein komplexe Jahre. Inflation, wirtschaftliche Stagnation, neuerdings Einstellungsstopps und Kündigungswellen durchzucken ganze Volkswirtschaften. Dass das kollektive Stress- und Angstlevel in dieser Phase steigt, sollte niemanden überraschen.

Vielleicht verbirgt sich hinter der Anzahl der stressbedingten Krankheitstage auch eine positive Botschaft. Was, wenn Beschäftigte endlich offener über mentale Probleme sprechen (können)? Die Menschen sensibler sind? Sie eher die Notbremse ziehen, die Arztpraxis aufsuchen? Eben nicht durch, sondern dank New Work?
 
Fragen über Fragen – und ein Tümpel voller Erklärungsansätze.

Der Denkansatz von Hannes Zacher hat trotzdem seine Daseinsberechtigung. Er sagt etwas, das viele Expertinnen und Experten im ganzen New-Work-Blabla vergessen: Es gibt nicht die eine ideale Definition von Arbeit und Rollen, die sich über alle Menschen stülpen lässt.
 
Dass manche Menschen die Sicherheit von Hierarchien bevorzugen, andere sich die freie Koppel auf dem Ponyhof wünschen, ist das Normalste der Welt. Und darin liegt vielleicht die wichtigste Herausforderung von New Work.
 
Sie darf bei allen gut gemeinten Vorwärtsdrang keine Bedürfnisse ausgrenzen oder herabwürdigen. Wenn das passiert, werden Menschen wirklich krank.
FACT SHEET
Wer durch Stress besonders gefährdet ist
Die folgenden Daten beziehen sich auf eine Befragung von 10.243 Vollzeitbeschäftigten Wissensarbeitenden durch das Future-Forum.
     
 
Icon Thumbs up
 
   
42 Prozent der Menschen gaben in der Studie an, dass sie sich ausgebrannt fühlen. Häufig genannte Merkmale waren dabei die Distanz zum Job, die gestiegene Negativität und der grundsätzliche Energieschwund.
 
     
     
 
Icon Preise Workation
 
   
Besonders oft wurden diese Probleme von 18- bis 29-Jährigen geäußert – und zwar in 48 Prozent der Fälle. Bei allen Menschen 30+ lag dieser Wert »nur« bei 40 Prozent.
 
     
     
 
Icon Stärke
 
   
Auch bei den Geschlechtern war der Unterschied deutlich. So gestanden 46 Prozent aller Frauen ein Gefühl der Ausgebranntheit. Bei den Männern waren es nur 37 Prozent der Befragten.
 
     
PODCAST
inperspective break Podcast - Episode 2 - Zukunft der Arbeit
»Kann ich meine 20 Stunden auch vom Homeoffice auf Bali machen?« Ist das schon die Zukunft der Arbeit?
 
Wäre wohl zu kurz gedacht. Was wichtig ist, wenn man sich dem Thema nähert, erfahrt ihr in dieser Folge. Hannes und Anne beleuchten Chancen und Herausforderungen, die uns alle in naher Zukunft betreffen werden.
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