Neulich war ich krank. Mit Fieber. Gelenkschmerzen. Und mit einer Nase, die emsiger lief als Thomas Müller bei der Fußballweltmeisterschaft. Ich röchelte wie eine Filterkaffeemaschine. Das einzig Schöne an dieser Malaise: Endlich Zeit zum Fernsehen. X-Faktor – das Unglaubliche. Übernatürlich präsentiert von Jonathan Frakes.
Wer es nicht kennt: In der Serie werden mysteriöse Fälle vorgestellt, die sich real oder nur in der Fantasie von Autor:innen zugetragen haben. Eine dieser Geschichten war extrem spannend.
In Kurzform: Ein Betrüger bangte nach einem Überfall um sein ergaunertes Geld. In seinem Büro schalte er deshalb eine Wand aus, um seine Moneten in einem selbstgebauten Safe zu verstecken. Blöd, dass er die Schutzwand zu seiner Nachbarin beschädigte. Einer Röntgenpraxis. Der Betrüger starb an einer schleichenden Strahlenvergiftung. Tatsächlich soll sich die Geschichte irgendwo nahe Philadelphia zugetragen haben. Unfassbar.
Aber was hat das mit Büros zu tun?
Tatsächlich können auch Bürogestaltungen im Verborgenen langfristig krank machen. Ganz ohne Röntgengeräte.
Nein, es geht nicht um Lärm. Sondern ausgerechnet um etwas, das Geräusche absorbieren soll. Etwas, das wir meistens mit Füßen treten: Teppiche.
Kurz nach meiner Genesung sprach ich mit der Bürogestalterin Andrea Stuckmeier über das sogenannte Habitat-Design. Über Umwege kamen wir zu einer Geschichte, die in der »Zeit Verbrechen« stehen könnte. Ein Kriminalfall.
Die Eckdaten: Mehrere Großraumbüros. Zahlreiche Beschäftigte. Ungewöhnlich viele Krankmeldungen. Kopfschmerzen, permanentes Erschöpftsein, sogar Burn-outs.
Die Verantwortlichen? Zunächst ahnungslos. Erst mit der Zeit gärte ein Verdacht: Hing der rapide Anstieg der Krankmeldungen mit den Umbaumaßnahmen des Offices zusammen? Und wenn ja: womit genau? Schließlich zeigte sich das Phänomen des erhöhten Krankenstandes erst nach der Neugestaltung.
Eine Analyse offenbarte die Ursache: Die verlegten Teppiche waren eine Festwiese für Milben und Hausstaub. Diese konnten in den grobfaserigen Teppichen besonders gut gedeihen. Für Allergiker:innen ein Graus. Die Betroffenen litten zusätzlich zur Schlappheit und Konzentrationsproblemen an tränenden Augen und Juckreiz.
Angesichts dieser - vermeintlich - harmlosen Symptome mögen manche diese Situation bagatellisieren. »Allergien, so schlimm und verbreitet sind sie nicht.«
Ein Irrglaube. Die Anzahl der Menschen, die mit diesen Beschwerden kämpfen, stieg in den vergangenen Jahren. Tatsächlich sind mittlerweile fast 20 Prozent der deutschen Erwachsenen betroffen. Arbeitswelten, die nicht potenzielle Allergien bei der Raumgestaltung beachten, ignorieren die Gesundheit von circa 10 Millionen Menschen. Wahnsinn!
Dabei müssten sich Unternehmen genau beim sensiblen Thema Healthcare attraktiv für potenzielle Mitarbeitende positionieren. Nach fast drei Jahren Corona ist das Gesundheitsbewusstsein in der Bevölkerung gewachsen, Länder geben weit mehr für Leistungen aus. Allein die Vereinigten Staaten investierten zuletzt 17 Prozent des Bruttoinlandsproduktes.
»Die Pandemie hat viele Menschen dazu angeregt, mehr über ihre körperliche Gesundheit nachzudenken. Das weist darauf hin, dass der Bereich der Selbstfürsorge zukünftig reichlich Rückenwind haben wird«,
schreibt die Business-Analystin Diana Rosero-Pena.
Was Architekt:innen daraus lernen können? Das Office sollte im Jahr 2023 ein Health Space sein. Ein Ort, an dem sich Mitarbeitende mit Sinn und Wohlbefinden aufladen.