Es gibt Innovationen, die mittlerweile so gebräuchlich sind, dass man kaum glauben kann, dass das wirklich mal als innovativ galt. Oder, dass der Moment der Erfindung, Heureka, erst »verhältnismäßig kurze« Zeit zurückliegt.
In Schönholthausen wurde im Jahr 1936 so etwas Besonderes erfunden. Ein Utensil, das sich in jeder Küchenschublade findet. Heute schnöder Alltag, damals bahnbrechende Technologie. Der Sparschäler. Entworfen im Silicon Sauerland.
Ein Küchengerät, das die Arbeit am Gemüse bequemer macht und nebenbei der Verschwendung von Lebensmitteln vorbeugt. Erfinder Albert Deimel war so euphorisch, dass er sein erstes Modell »Famos« taufte. Auch das ist kein Scherz.
Doch warum schreibt dieser Newsletter, der über die bunte Welt der Büroarbeit fabuliert, heute über Sparschäler?
Weil es in diesem Newsletter um Innovationen geht. Und darum, dass womöglich das Homeoffice dafür gesorgt hat, dass es weniger davon gibt. Behauptet nicht etwa der Autor dieser Zeilen, während er eine Kiwi filigran häutet. Stattdessen war es die britische Oxford Universität,
die mit einem Bericht im Fachblatt »Nature« auffiel.Gemeinsam mit der US-amerikanischen University of Pittsburgh hatte Oxford zuvor tief in wissenschaftlichen Daten gestochert. Insgesamt wertete das Team 20 Millionen Studien und vier Millionen Patent-Einreichungen aus. Die Forschenden wollten herausfinden, welche Form der Kollaboration mehr bemerkenswerte Ergebnisse erzielt. Die in regionaler und räumlicher Nähe – oder jene über die Distanz, im Fachjargon »remote« genannt.
Die Ergebnisse der Studie erscheinen deutlich.
Wissenschaffende, die direkt zusammen arbeiteten, waren nicht nur ein bisschen, sondern bemerkenswert innovativer. In Zahlen ausgedrückt:
Teams, die eng kollaborierten, produzierten
mit 22 Prozent höherer Wahrscheinlichkeit wissenschaftliche Errungenschaften. Noch dazu führte deren Kollaboration
um 27 Prozent wahrscheinlicher zu Patenten.
»Die Studie zeigt, dass die persönliche Zusammenarbeit tatsächlich zu mehr Durchbrüchen führte. Je weiter die Teammitglieder voneinander entfernt waren, desto geringer war die Chancen auf bahnbrechende Erkenntnisse. Selbst dann, wenn sie sich in derselben Zeitzone befanden“, schreibt
Aki Ito im Business Insider. Ein klares Urteil der Journalistin, das in der Szene teilweise barsch diskutiert wird.
Da das Homeoffice in den ersten Jahren der Pandemie als Produktivitäts-Booster galt, mögen diese Zeilen zunächst überraschen. Aus dem Nichts kommen sie trotzdem nicht. So zeigte sich zuletzt bereits ein leichter Rückgang bei der Produktivität.
Das »Redaktionsnetzwerk Deutschland« sprach von einer Ernüchterung. Auch der Einfluss von Remote-Arbeit auf die Stressbelastung gilt als bedenklich. inperspective snacks fragte erst im November:
Macht das Homeoffice vielleicht sogar krank?Oxford-Ökonom Carl Benedikt Frey, Co-Autor der Studie, vertritt im Business Insider übrigens einen klaren Standpunkt. Er sagt:
»Ich behaupte nicht, dass alle Unternehmen zur vollständigen Präsenz zurückkehren sollten. Aber wenn es um die Entwicklung von bahnbrechender Technologien geht, sollte man so viel wie möglich vor Ort sein.«