Ich kannte eine Frau, die jeden Morgen ihr Smartphone in den Briefkasten warf. Keine Sorge: in ihren eigenen. Für sie war es der einzige Weg, WhatsApp, Instagram und Co. lange genug zu entkommen, um endlich ihr Buch zu schreiben.
Viele Berufstätige können sich nach eigenen Angaben nicht mehr richtig konzentrieren. Die Schuldigen: Smartphone und Social Media. Oft wird irgendwo im Internet behauptet, dass unsere Aufmerksamkeitsspanne kürzer sei als die eines Goldfischs – und die beträgt immerhin neun Sekunden.
So klar, wie uns das dieser
Mythos weismachen will, ist es nicht. In der Wissenschaft ist umstritten, ob unsere Konzentrationsfähigkeit schlechter wird, sich einfach nur flexibel anpasst oder
steigt.
Teils ist die Fähigkeit zur Konzentration sogar angeboren:
Deine Gene bestimmen, wie viel Rechenkapazität dem Konzentrationsvermögen zur Verfügung steht. Etwa, wie groß dein Zwischenspeicher ist und wie leicht du dich ablenken lässt.
Aber auch das Verhalten beeinflusst die Konzentration.
Eine Studie von 2022 fand heraus, dass Wissensarbeiterinnen und -arbeiter durchschnittlich 15-Mal pro Stunde unterbrochen werden: Das Telefon klingelt, der Kollege steckt den Kopf zur Tür rein oder du checkst Mails und Chatnachrichten. Danach dauert es mindestens fünf Minuten, bis du wieder in die ursprüngliche Aufgabe hineinfindest. Mit jeder weiteren Ablenkung wird die Wiederanlaufzeit länger und die Leistungsfähigkeit sinkt immer weiter. Frustrierend, oder?
Wenn du das Gefühl haben solltest, dass sich deine Geisteskraft langsam dem Goldfisch-Niveau annähert – verzage bitte nicht. Psychologinnen und Hirnforscher haben inzwischen einige Tipps, wie du deine Konzentrationsfähigkeit verbessern kannst.
1. Ausreichend SchlafEine der wichtigsten Stellschrauben ist Schlaf. Außerdem kannst du Ablenkungsquellen verbannen. Dein Smartphone irritiert dich vielleicht auch dann,
wenn es ausgeschaltet neben dir liegt. Ich sag nur: Briefkasten.
2. FokuszeitenWenn du in deinem Arbeitstag bewusst Fokuszeiten einbaust, fällt die Konzentration leichter. Große Aufgaben solltest du in kleinen Etappen erledigen, komplexes dann einplanen, wenn du für gewöhnlich besonders produktiv bist.
3. Konzentration fördernDu kannst dein Gehirn gezielt trainieren. Achtsamkeit und Meditation verbessern Aufmerksamkeit und emotionale Selbstkontrolle – und damit die Konzentration.
Forschende vermuten, dass auch regelmäßiges Lesen hilft.
Aber erwarte nicht zu viel von dir. Niemand kann pausenlos konzentriert arbeiten, und selbst wenn, wäre es nicht wünschenswert. Das Problem?
Der Fokus-Effekt! Menschen konzentrieren sich dank ihm nur noch auf einen Aspekt einer Sache und ignorieren alle anderen. Diese kognitive Verzerrung führt zu falschen Schlussfolgerungen und miesen Entscheidungen. Also lieber nochmal TikTok checken und mit frischem Kopf über eine Entscheidung grübeln.