Das witzigste Video der vergangenen Wochen habe ich beim sogenannten 3x3-Basketball gesehen.
Während eines Spiels der neuen Basketball-Variante stand plötzlich ein Lieferbote verdattert auf dem Parkett.
Der Mann, der die Kappe eines bekannten Lieferdienstes trug, suchte verzweifelt nach seinem Ziel. Anscheinend hatten die hungrigen Personen bei der Bestellung die Angaben zu den Sitzplätzen vergessen.
Sich per Lieferdienst Essen zum Sportschauen bestellen – ein Beispiel für die Cleverness oder Faulheit der menschlichen Spezies? Wahrscheinlich eine Ansichtssache.
Die weit wichtigere Frage: Was hat dieses Video mit aktuellen Büro-Themen zu tun?
Erstaunlich viel. Denn der Clip zeigt in ein paar Sekunden das Wesen ziemlich vieler Menschen: die Tendenz zur Faulheit. Die ist ein Hauptgrund, warum so viele Unternehmen daran scheitern, die Beschäftigten wieder ins Büro zu locken.
Bevor es ans Eingemachte, also an dieses Thema geht, sollten wir jedoch eine Lanze für so manche Faulpelze brechen.
Denn eine Studie des »Journal for Health Psychology« zeigte vor ein paar Jahren, dass Faulpelze nicht selten die schlaueren Menschen sind.
Sogar Bill Gates betonte einst: »Für komplexere Probleme arbeite ich gerne mit faulen Persönlichkeiten zusammen. Sie finden leichtere Wege zum Ziel.«
Und von dem Wirtschaftsgedöns mal abgesehen: In der Evolutionsgeschichte konnte Faulheit in Sachen Überleben sehr dienlich sein. In Zeiten der Ermangelung von Lebensmitteln war der menschliche Energiesparmodus überlebenswichtig.
Faul zu sein ist also nicht immer ein Makel. Beim Thema Office-Kultur leider schon. Denn folgendes Problem beschäftigt auch die deutsche Wirtschaft,
wie eine aktuelle Umfrage des Handelsblattes zeigt.Die Schlagzeile: Die Mehrheit der Dax-Konzerne will die Leute zurück ins Büro holen. Bitte mehr Anwesenheit, am besten inklusive echter Präsenz. Der Haken? Die Mehrheit der Arbeitnehmenden will nicht zurückkommen. In manchen Unternehmen gab es schon reichlich Ärger deswegen. Das Privileg Homeoffice soll verteidigt werden. Notfalls mit einem Federhalter zwischen den Zähnen.
Dabei haben Unternehmen eigentlich gute Argumente auf ihrer Seite.
Wissenschaftliche Untersuchungen legen nahe, dass ...
- gemeinsame Arbeit in einem Büro zu mehr Innovationen und besseren Ergebnissen führt.
- Beschäftigte seltener krank werden.
- Menschen durch die Gemeinschaft langfristig auf Arbeit glücklicher sind.
- die Bindung zum Arbeitgeber durch die Präsenz steigt.
Es ist also keine Boshaftigkeit, dass weltweit Unternehmen ihre Menschen wieder zu mehr Präsenzarbeit zwingen wollen. Und genau in diesem Satz steckt ein erhebliches Problem: Es ist das Wort »zwingen.«
Nicht nur haben Menschen von Grund auf einen hohen Autonomie- und Freiheitsdrang.
Auch gilt oft das Prinzip der sogenannten psychologischen Reaktanz.Diese besagt, dass Menschen sehr viel dafür tun, vermeintlich oder tatsächlich eingeschränkte und eliminierte Freiheitsräume zurückzuholen.
Den Verkauf von automatischen Gewehren in Amerika einschränken?
Die Gurtpflicht (damals) in Deutschland einführen?
Neue Mobilitäts- oder Heizungskonzepte vorschlagen?
Alles auf dem Papier gute Ideen. Nur leider ist die psychologische Reaktanz der Menschen zumeist stärker.
Zwang mag manchmal funktionieren – aber oft funktioniert er nicht gut. In den USA kündigten sogenannte High Professionals aus der Tech-Branche scharenweise, als Unternehmen die Homeoffice-Freiheit beschneiden wollten. Ist ein Privileg erst mal aus dem Sack, ist es schwer, dieses wieder einzukassieren.
Doch Unternehmen dürfen optimistisch sein. Denn es gibt nicht nur psychologische Effekte, die die Lust aufs Büro hemmen. Das Gehirn ließe sich auch im Sinne der Unternehmen austricksen. Was das heißt, zeigt das folgende Fact Sheet.