Die Menschen zurück ins Büro tricksen
     
Ê!

Das ist vietnamesisch und vielleicht die kürzeste Begrüßung, die es auf diesem Planeten gibt.

Apropos Hallosagen. Das würden auch viele Unternehmen wieder lieber in echt tun. Doch die Mitarbeitenden sträuben sich, sogar prominente Betriebsräte machen Stunk gegen die erzwungene Rückkehr ins Büro. Liegt es an Freiheit oder Faulheit? Auch das ist kompliziert.

Doch was, wenn Firmen die Mitarbeitenden psychologisch austricksen könnten – und sich die Rückkehr ins Büro kein bisschen nach Zwang anfühlt? Ansätze liefert Ausgabe #105 von inperspective snacks.
Ein Kampf gegen die Faul- oder Freiheit?
von Hannes Hilbrecht
Das witzigste Video der vergangenen Wochen habe ich beim sogenannten 3x3-Basketball gesehen.

Während eines Spiels der neuen Basketball-Variante stand plötzlich ein Lieferbote verdattert auf dem Parkett.

Der Mann, der die Kappe eines bekannten Lieferdienstes trug, suchte verzweifelt nach seinem Ziel. Anscheinend hatten die hungrigen Personen bei der Bestellung die Angaben zu den Sitzplätzen vergessen.

Sich per Lieferdienst Essen zum Sportschauen bestellen – ein Beispiel für die Cleverness oder Faulheit der menschlichen Spezies? Wahrscheinlich eine Ansichtssache.

Die weit wichtigere Frage: Was hat dieses Video mit aktuellen Büro-Themen zu tun?

Erstaunlich viel. Denn der Clip zeigt in ein paar Sekunden das Wesen ziemlich vieler Menschen: die Tendenz zur Faulheit. Die ist ein Hauptgrund, warum so viele Unternehmen daran scheitern, die Beschäftigten wieder ins Büro zu locken.

Bevor es ans Eingemachte, also an dieses Thema geht, sollten wir jedoch eine Lanze für so manche Faulpelze brechen. Denn eine Studie des »Journal for Health Psychology« zeigte vor ein paar Jahren, dass Faulpelze nicht selten die schlaueren Menschen sind.

Sogar Bill Gates betonte einst: »Für komplexere Probleme arbeite ich gerne mit faulen Persönlichkeiten zusammen. Sie finden leichtere Wege zum Ziel.«

Und von dem Wirtschaftsgedöns mal abgesehen: In der Evolutionsgeschichte konnte Faulheit in Sachen Überleben sehr dienlich sein. In Zeiten der Ermangelung von Lebensmitteln war der menschliche Energiesparmodus überlebenswichtig.

Faul zu sein ist also nicht immer ein Makel. Beim Thema Office-Kultur leider schon. Denn folgendes Problem beschäftigt auch die deutsche Wirtschaft, wie eine aktuelle Umfrage des Handelsblattes zeigt.

Die Schlagzeile: Die Mehrheit der Dax-Konzerne will die Leute zurück ins Büro holen. Bitte mehr Anwesenheit, am besten inklusive echter Präsenz. Der Haken? Die Mehrheit der Arbeitnehmenden will nicht zurückkommen. In manchen Unternehmen gab es schon reichlich Ärger deswegen. Das Privileg Homeoffice soll verteidigt werden. Notfalls mit einem Federhalter zwischen den Zähnen.

Dabei haben Unternehmen eigentlich gute Argumente auf ihrer Seite. Wissenschaftliche Untersuchungen legen nahe, dass ...
  • gemeinsame Arbeit in einem Büro zu mehr Innovationen und besseren Ergebnissen führt.
  • Beschäftigte seltener krank werden.
  • Menschen durch die Gemeinschaft langfristig auf Arbeit glücklicher sind.
  • die Bindung zum Arbeitgeber durch die Präsenz steigt.
Es ist also keine Boshaftigkeit, dass weltweit Unternehmen ihre Menschen wieder zu mehr Präsenzarbeit zwingen wollen. Und genau in diesem Satz steckt ein erhebliches Problem: Es ist das Wort »zwingen.«

Nicht nur haben Menschen von Grund auf einen hohen Autonomie- und Freiheitsdrang. Auch gilt oft das Prinzip der sogenannten psychologischen Reaktanz.

Diese besagt, dass Menschen sehr viel dafür tun, vermeintlich oder tatsächlich eingeschränkte und eliminierte Freiheitsräume zurückzuholen.

Den Verkauf von automatischen Gewehren in Amerika einschränken?
Die Gurtpflicht (damals) in Deutschland einführen?
Neue Mobilitäts- oder Heizungskonzepte vorschlagen?

Alles auf dem Papier gute Ideen. Nur leider ist die psychologische Reaktanz der Menschen zumeist stärker.

Zwang mag manchmal funktionieren – aber oft funktioniert er nicht gut. In den USA kündigten sogenannte High Professionals aus der Tech-Branche scharenweise, als Unternehmen die Homeoffice-Freiheit beschneiden wollten. Ist ein Privileg erst mal aus dem Sack, ist es schwer, dieses wieder einzukassieren.

Doch Unternehmen dürfen optimistisch sein. Denn es gibt nicht nur psychologische Effekte, die die Lust aufs Büro hemmen. Das Gehirn ließe sich auch im Sinne der Unternehmen austricksen. Was das heißt, zeigt das folgende Fact Sheet.
FACT SHEET
Vier psychologische Effekte für die Office-Rückkehr!
Fear-of-missing-out
Die Angst, etwas zu verpassen, ist einer der stärksten psychologischen Effekte überhaupt. Man denke nur an all die Partys, die man besucht hatte, obwohl man »gar keine Lust« hatte. Klares Learning: Es muss regelmäßig etwas im Büro stattfinden, was man aus dem Homeoffice definitiv verpasst.

Social Proof
Menschen tendieren zum Nachmachen. Heißt: Wenn Beschäftigte sehen, dass beispielsweise Führungskräfte oder erfolgreiche Teammitglieder regelmäßig im Office präsent sind, kann das zu einer Nachahmung führen.

In-Group-Bias
Personen fühlen sich in Gruppen einerseits besser aufgehoben. Andererseits fürchten sie den Ausschluss, wenn ein Team ohne sie zusammenkommt. Das Unternehmen Salesforce nutzte diesen Effekt beispielsweise durch sogenannte »Collaboration Hubs«. Das sind Arbeitsumgebungen, die speziell auf das Teamwork ausgelegt sind. Das Problem: Viele Unternehmen denken Büros nicht in Team-Räumen, sondern in Einzelarbeitsplätzen.

Reziprozität
So du mir – so ich dir. Was so oder so ähnlich in der Bibel steht, steht tatsächlich auch für die menschliche Psychologie. Wird ein Mensch nett behandelt, spiegelt er dieses Verhalten. In der Fachsprache: Reziprozität. Begegnet man beispielsweise Servicekräften im Restaurant freundlich und wertschätzend, verbessert sich meist die Behandlung unmittelbar. Mit einem verbesserten Office-Design können Unternehmen auch zur Rückkehr ins Büro zwingen – das aber ganz ohne negative Zwanghaftigkeit.
LESETIPP
Sandra Feldmann, Keynote-Speakerin und Buchautorin

Sandra Feldmann ©

Wie wird das Büro wieder ein anziehender Ort?
Sandra Feldmann findet weltweit Talente für spannende Aufgaben. Ihr Ansatz: Es geht um Gefühle, die Unternehmen bei Bewerberinnen und Bewerbern auslösen. Dabei sind Firmen mit den eigenen Büros nicht immer stilsicher. Ein Interview über Arbeitsorte, denen die Zukunft gehören kann.
INTERVIEW LESEN »
       
Facebook firmen name Instagram Name Pinterest Benutzername LinkedIn Name
       
     
Diese E-Mail wurde an unknown@noemail.com versandt. Sie haben diese E-Mail erhalten, weil Sie sich auf inperspective.palmberg.de für den Newsletter angemeldet haben.

Möchten Sie den inperspective Newsletter abbestellen? Jetzt abbestellen

PALMBERG Büroeinrichtung + Service GmbH
Am Palmberg 9 · 23923 Schönberg

© 2022 PALMBERG Büroeinrichtungen + Service GmbH.