Was vor fast genau fünf Jahren notgedrungen etabliert wurde und sich nach der Pandemie manifestierte, erweist sich für immer mehr Unternehmen als Störfaktor. Konzerne wie Otto streben deshalb zumindest eine partielle Abkehr vom Homeoffice an. Manche schränken bislang flauschige Regelungen sogar noch resoluter ein.
Doch die damalige Reaktion der Otto-Beschäftigten zeigt: Das Thema ist heikel. Nicht ein bisschen, sondern beinahe existenziell. In manchen Fällen muss man sogar ein entstehendes Vertrauensproblem zwischen den beiden Parteien attestieren. Dieses tritt spätestens dann ein, wenn Unternehmen mittels Software die Produktivität der Mitarbeitenden kontrollieren. Technologien, mit denen Mouse-Bewegungen gemessen oder im Fünf-Minuten-Takt Screenshots vom Bildschirm angefertigt werden, sind mittlerweile so verbreitet wie Kaschemmen auf der Reeperbahn.
Normalerweise könnte die Wissenschaft schlichten. Aber auch die Forschung zeigt, wie komplex das Thema ist. So gibt es klare Hinweise auf die Vorteile des Homeoffice. Eine Mehrheit der Führungskräfte bezeugt beispielsweise, dass die Produktivität »remote« steigen kann. Auch eine groß angelegte chinesische Studie belegt das. Sie machte deutlich: Im Homeoffice kann mehr geleistet werden. Das KANN wird dabei jedoch versal geschrieben!
Andererseits fürchten viele Unternehmen eben nicht nur um die Arbeitsleistung der Teams, sondern sehen auch andere Probleme. Ein Auszug:
Die sinkende Direktkommunikation der Teams lässt nicht nur die Bindung und Loyalität der Mitarbeitenden schrumpfen. Auch sollen Innovationen seltener zustande kommen. Vor allem die Kreativität der Unternehmen soll unter der fehlenden Kollaboration leiden.
Nick Sohnemann, Hamburger Innovationsgestalter und Unternehmer, sagt im
Interview mit PALMBERG:
»Begegnungen bleiben entscheidend. Mit der Körpersprache der anderen, mit einem idealerweise hierarchiefreien Austausch untereinander. Dieses Zusammenkommen unterstützt das Denken. Digitale Optionen wie Teams, Zoom und Google Meet können das nur teilweise abdecken. Mit einem Stift an einem Whiteboard stehen, gemeinsam diskutieren, abwägen – für mich ist dieses Setting am kraftvollsten.«